Samstag, 11.05.2019

Einsame U-Bahn Stationen

Man mag kaum glauben, dass es in der 10 Millionen-Metropole Seoul (die 15 Millionen aus den nahen Vorstädten mal nicht mitgezählt) U-Bahn Stationen gibt, die fast verlassen daherkommen! An den meisten U-Bahnhäfen tummeln sich die Menschen immerzu, und in den Stoßzeiten am Morgen und späten Nachmittag wird es so eng, dass man kaum in die Bahn kommt. In der U-Bahn wiederum ist dann nicht mehr die Sorge vorherrschend, dass man umfallen kann (geht definitiv nicht!) sondern, dass man an der Zielstation heraus kommt, bevor sich noch einige Dutzend hinein drängen.

Immerhin hat Seoul ein Netz von 160 Kilometern U-Bahn, 570 Stationen und 7,2 Millionen Fahrgäste - pro Tag!
Das sind gut 2,6 Milliarden Menschen im Jahr. Die Seouler U-Bahn gehört zu den meist frequentierten der Welt.
Das versteht man auch, wenn man sich in der Rush-Hour die Auto-Verkehrslage ansieht - Seoul ist dann ein Stau.
Darum fährt der Seouler gerne U-Bahn...

Noksapyeong

Gelegen an der Linie 6, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Itaewon, dem Ausländerviertel, wo sich neben vielen US-Armeeangehörigen auch Reisegruppen immer wieder (leider) hin verirren. Ich mag Itaewon nicht, das ist mir nicht zu koreanisch gnug 😮 - aber das ist ein anderes Thema!

Die Station ist riesig, mit einer Glaskuppel, und mehreren Ebenen und großen Rolltreppen. Tausende könnten hier abgefertigt werden aber hier hält eine U-Bahn, und es steigen wenige ein und aus. Das war´s. Ein wenig nachrecherchiert ergibt sich des Rätsels Lösung: hier wurde um die Jahrtausendwende die U-Bahn Linie 11 geplant. Und einige Bereiche der Stadtverwaltung sollten hierhier umziehen. Aus beiden Plänen wurde nichts. Die U-Bahn Station war aber schon fertig, da man in Korea immer erst die infrastruktur errichtet. So werden Appartmentkomplexe auch in der Art gebaut, dass man das Straßensystem mit Bürgersteigen und allen Extras erst einmal baut, und dann die Häuser hochzieht. Nun ist die Station Noksapyeong beileibe nicht überflüssig, nur eben ein klein wenig zu groß geraten. Immerhin hat man flugs ein paar schöne Kunstwerke integriert und auf der untesrten Ebene einiges an Grünpfanzen eingesetzt. Hell genug ist es ja durch die Glaskuppel.

Ein bisserl groß ist es ja schon. Zumindest für die paar Leute, die - während ich da war - auf der Rolltreppe waren.

Interessante Architektur. Kunst inklusive. Im Untergeschoss noch Pflanzen.
Hier schlummert im wahren Sinne noch Potenzial.

 

SINDAP

Im Osten Seouls war ich heute dann in der Station Sindap. Diese liegt an der Linie 2 der U-Bahn, die als riesiger Ring mit 43 Stationen Seoul durchzieht. Über 90 Minuten dauert es, den Kreis abzufahren, und man quert zweimal den gut 1,2 km breiten Hnfluss. Die Linie 2 ist alt (erbaut in den 1970er Jahren) und fährt teilweise gerade vor und hinter der Querung des Hanflusses als Hochbahn (man hat tolle Blicke in die Viertel ringsherum). Sie ist das Rückgrat des Seouler U-Bahn Systems mit seinen 9 U-Bahn und 12 weiteren S-Bahn Linien, die teils von der KORAIL betrieben werden. Es gibt insgesamt weitere 8 Stationen der Linie 2, die einmal im Westen und einmal im Osten vom Ring wegführen. Hier wurden so genannte "Brückenverbindungen" errichtet, die wichtige Knotenpunkte zum restlichen System sind. 19 weitere Umsteigepunkte verknüpfen die Linie 2 mit den anderen U-Bahn Linien.

Um auf Sindap zurück zu kommen - hier steigt man aus, und fühlt sich wie in einer anderen Welt. Der Bahnsteig wird von viel Grün umrankt, Bänke laden zum verweilen ein. Ein einziger Ausgang führt nach draußen, in das nahe Wohngebiet. Der kleine Channgyecheon Strom fließt nahe der Station vorbei und wären die beiden innerstädtischen Autobahnen nicht, die auf zwei Seiten diese Station umschließen, wäre es fast ein unwirklicher Ort. Dennoch ist man mitten in Seoul, und in den Stationen vor- und hinter Sindap tost das Leben.

 

 

  Ausgestiegen am ersten Wagen, und man steht im Wald...fast.

Links sieht man die verglasten Bahnsteige, die Türen öffnen sich parallel zu denen der dahinter haltenden Züge. So wird vermieden, dass jemand versehentlcih vor den Zug gerät. Dieses System ist an fast allen innerstädtischen Stationen des U-Bahn Systems etabliert.

  Einsteigen bitte! Fällt fast schwer, wo man hier fast schon im Grünen angekommen ist...